Nachhaltigkeit beim TSV
Das sind die acht Nachhaltigkeitsziele der UN, für die sich der Sport - und der TSV - vorrangig einsetzt. Weitere Infos zu den Zielen finden Sie hier!
Lesen Sie hier ein Interview mit TSV-Geschäftsführer Frank Neuenhausen zum Thema Nachhaltigkeit
Herr Neuenhausen, wir alle befinden uns gerade mitten in einer Energiekrise, die auch die Sportvereine hart trifft. Ist nachhaltiges Handeln aktuell wichtiger denn je?
Nachhaltiges Handeln war und ist immer wichtig für uns. Seit Jahren bildet der Nachhaltigkeits-Gedanke eine Grundlage in unseren Entscheidungen als Verein. Aber natürlich: Gerade jetzt müssen wir uns einmal mehr fragen: Was können wir noch tun? Für uns ist das aber seit langer Zeit ein fortlaufender Prozess, den es nun fortzusetzen gilt.
Was heißt Nachhaltigkeit für Sie?
Das heißt für mich, uns und unsere Umwelt in allen Dimensionen so aufzustellen, dass auch zukünftige Generationen ein gutes Leben führen können.
Woran orientiert sich der TSV bei seinem Konzept zum nachhaltigen Handeln?
Unter anderem orientieren wir uns an den Sustainable Development Goals der UN. Das sind 17 Ziele, die weltweit der Sicherung einer nachhaltigen Entwicklung auf ökonomischer, sozialer sowie ökologischer Ebene dienen sollen. Viele dieser Ziele überschneiden sich auch, mit unseren Maßnahmen wollen wir diese Schnittstellen bedienen. Aktuell konzentrieren wir uns auf die, aus sportlicher Sicht gesehen, relevanten acht Ziele.
Die SDGs der UN wurden 2016 herausgegeben, seit wann engagiert sich der TSV in diesem Bereich?
Im Grunde genommen seit der Gründung des Vereins. Bereits in der Satzung ist als Vereinszweck die Förderung des Sports, der Jugendhilfe, der Erziehung sowie der Berufsbildung festgehalten. Diese sind alle zugleich nachhaltige Ziele, für die wir uns immer einsetzen. Bei Umbaumaßnahmen und Handlungen hat der TSV schon lange vor den SDGs nachhaltig gedacht.
Wie geht der Verein an die Thematik heran? Nachhaltigkeit umfasst ja ein riesiges Spektrum an Aspekten.
Wir fragen uns natürlich: Wo können wir als Sportverein am besten ansetzen? Da sehen wir uns vor allem in der sozialen Dimension in der Pflicht, aber wollen natürlich auch nachhaltige Rahmenbedingungen in wirtschaftlicher und ökologischer Sicht schaffen.
Wie profitieren die Menschen in Dormagen davon?
Durch unsere große, vereinseigene Anlage und die Vielzahl unserer Angebote können wir auch zur Lebensqualität in Dormagen einen positiven Beitrag leisten und die lokale Angebotskultur erweitern. Gemeinsames Sporttreiben und Zusammenleben im Verein fördern in diesen schwierigen Zeiten den Zusammenhalt.
Dazu kommt der offensichtliche Ansatz, Gesundheit und Wohlbefinden durch Sport zu fördern. An welche Zielgruppe wenden sich die Angebote?
Kerngedanke der Nachhaltigkeit ist, dass der Ansatz für alle Menschen gleichermaßen gilt. So sehen wir das auch, ganz egal wo man herkommt, welchem Geschlecht man sich angehörig fühlt, wie alt man ist oder ob man auf inklusive Maßnahmen angewiesen ist. Knapp die Hälfte unserer Mitglieder ist unter 18 Jahre alt, denen wollen wir für die Zukunft auch etwas mitgeben. So geht unser Angebot vom Eltern- u. Kind-Sport für die 1-3-Jährigen, unserer Kindersportschule KISS und der Schwimmschule „Hai-School“, bis hin zu einer Vielzahl von Sport- und Präventionsangeboten für unsere Senioren.
Was macht den Sportverein im Bereich der Kinder- und Jugendbildung aus?
Sportplätze und Sporthallen sind Erlebnis- und Erfahrungsräume, in denen sich Kinder und Jugendliche treffen, ausprobieren und entwickeln können. Diese Freiräume zur Entfaltung und Identitätsbildung wollen wir fördern, etwa durch unsere Trägerschaft von drei offenen Ganztagsgrundschulen, der Talentförderung in Schul-AGs oder dem Betreiben des Teilinternats im Verbundsystem Schule und Leistungssport.
Dabei arbeitet der TSV eng mit seinen Partnerschulen zusammen. Wie wichtig sind Kooperationen allgemein für eine nachhaltige Entwicklung?
Immens wichtig. Nachhaltigkeit heißt für uns immer auch, zusammenzuarbeiten. Viele Projekte fördern wir gemeinsam mit unseren Partnern. Im Bereich Inklusion arbeiten wir zum Beispiel beim Projekt „Einfach Fußball“ mit der Bayer AG und dem DFB zusammen, die „PaDoKi“ (Paralympics für Dormagener Kinder, d. Red.) tragen wir für 120 Kinder gemeinsam mit der Bürgerstiftung Dormagen aus. Auch bei unseren AGs und Feriencamps kooperieren wir mit mehreren Schulen und Vereinen. Ein typisches Beispiel dafür, aus dem Handball, ist die langjährige Kooperation mit dem Longericher SC beim jährlichen Sommercamp.
Sie sind 100 % Gesellschafter der TSV Bayer Dormagen Gesundheits GmbH. Was sind die Hauptaufgaben der Gesundheits GmbH?
Die Gesundheits GmbH berät Unternehmen bei der Einführung des betrieblichen Gesundheitsmanagements. Sie setzt Maßnahmen der Gesundheitsförderung sowohl für Beschäftigte unserer Chempark Partner als auch für Beschäftige in unterschiedlichen Branchen bundesweit um. Ziel ist es, das Wohlbefinden und damit auch die Motivation der Beschäftigten durch gezielte Maßnahmen während ihres gesamten Erwerbslebens zu erhalten.
Ein großer Aspekt ist natürlich das Thema Klimaschutz. Was tut der Verein hier?
Wir wollen über Modernisierungs- und Fördermaßnahmen den Klimaschutz unterstützen und das Thema öffentlich verankern. Dabei steht die Reduzierung der CO₂-Emission und damit auch der Kampf gegen den Klimawandel bei allen Maßnahmen im Vordergrund. Bereits vor 4 Jahren haben wir alle Sporthallen und Räume in sämtlichen Gebäuden auf LED-Beleuchtung mit Präsenzmeldern und teilweise Tageslichtsteuerung umgerüstet. Allein durch diese Maßnahme reduzieren wir die jährliche CO₂-Emission um ca. 130 Tonnen. In diesem Jahr haben wir dann alle Flutlichtanlagen modernisiert. Durch die Umrüstung auf LED-Strahler sparen wir ca. 70 % Strom ein und reduzieren gleichzeitig den Ausstoß an CO₂ um mehr als 50 Tonnen pro Jahr. Aber auch kleinere Maßnahmen leisten einen Beitrag. So spart beispielsweise der Austausch unseres Aufsitzrasenmähers durch elektrische Schneidroboter ca. 1,8 Tonnen CO₂ im Jahr. Es lohnt sich also an jeder Stellschraube zu drehen, wir wollen da als Verein vorangehen.
Auch im Bereich Mobilität hat der Verein an einigen Punkten angesetzt. Welche Maßnahmen setzt der Verein dort um?
Seit diesem Jahr bieten wir allen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern die Möglichkeit an, ein E-Bike oder Fahrrad über den TSV zu leasen. Das Dienstrad-Leasing wird schon sehr gut angenommen und leistet gleichzeitig einen positiven Beitrag zum nachhaltigen Umweltschutz. Bei den vielen Vereinsfahrten und Reisen nutzen wir unsere TSV-Kleinbusse und setzen auf Fahrgemeinschaften. Dies ist ebenfalls ein wichtiger Beitrag zum Umweltschutz und reduziert den Einsatz von PKWs.
Vorangegangen ist der Verein auch mit der Umstellung des „Wiesel Inside“ auf eine Online-Version. Wie sehen andere Maßnahmen beim Ressourcenschutz aus?
Mit dem Betrieb der Römer Therme liegt uns unter anderem der Schutz der Ressource Wasser am Herzen. So spart allein die Nachtabdeckung des Sportbeckens, durch Vermeidung von Verdunstungsverlusten, erstaunliche 3000 m³ Wasser pro Jahr und dazu noch ca. 3000 Tonnen Dampf pro Jahr ein. In den Sanitäreinrichtungen unserer Sportanlage sparen wir beispielsweise durch die Umrüstung auf wassersparende Duscharmaturen und Spülkästen über 1000 m³ Wasser/Jahr. Dies sind Maßnahmen, die uns natürlich auch in der aktuellen Energiekrise helfen.
Wie beeinflusst die Energiekrise die Maßnahmen des TSV?
Wir haben uns seit Jahren mit dem Thema aktiv auseinandergesetzt, die Energiekrise wirkt aber aus meiner Sicht für alle wie ein extremer Beschleuniger. Der Druck, Energiekosten noch mehr zu verringern, ist in kurzer Zeit enorm gestiegen. Da wir schon viele Energiesparmaßnahmen umgesetzt haben, ist es nicht leicht sofort noch einmal 20 % einzusparen. Gerade deswegen arbeiten wir aber mit Hochdruck an neuen Wegen und Möglichkeiten.
Sie haben zu Beginn von einem fortlaufenden Prozess gesprochen. Welches Projekt geht der Verein nun als Nächstes an?
Wir planen aktuell die Errichtung mehrerer Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern unserer Sporthallen. Die Gesamtleistung dieser Solaranlagen wird bei etwa 160 kWp liegen, sodass wir schon bald ungefähr die Hälfe unseres derzeitigen Strombedarfs nachhaltig selbst produzieren können und unsere Abhängigkeit vom Strommarkt damit deutlich reduzieren werden.
Mittelfristig werden wir uns dann sicherlich mit der Umrüstung auf Wärmepumpentechnik beschäftigen, um auch den Dampfverbrauch für unsere Sporthallen deutlich zu verringern.