„Ihr habt nie den Glauben an euch verloren“
Nach Großwallstadts Niederlage in Hamm am Freitag war klar: Mit einem Sieg in Nordhorn ist Dormagens Klassenerhalt in trockenen Tüchern. Doch dort muss man erst einmal gewinnen. Das hatten vor dem TSV lediglich vier weitere Mannschaften geschafft, selbst Aufsteiger ASV Hamm gab in Nordhorn die Punkte ab. Nicht aber der TSV. Dank des zweiten Auswärtserfolges bei den Niedersachsen (29:25 war der erste am 16. Mai 2015) in der 2. HBL können die Wiesel den Blick voll auf die Saison 2022/23 werfen. Das für den TSV nicht mehr mit dem Abstiegsgespenst verbundene finale Heimspiel am kommenden Samstag, 11. Juni, 18 Uhr, im TSV Bayer Sportcenter hat indes für den Gegner eine große Bedeutung: Der TuS Ferndorf kämpft um den Klassenverbleib im Fernduell mit dem TV Großwallstadt, der die günstigere Ausgangsposition mit einem Heimspiel gegen Bietigheim und dem um fünf Treffer besseren Torverhältnis hat. Natürlich wird der TSV sich auch am 38. Spieltag nicht schonen. Immerhin besteht die Möglichkeit, Rostock und Ludwigshafen in der Tabelle der 2. Handball-Bundesliga zu überholen. Und wenn die Torleute höchstens 23 Treffer zulassen, könnte Dormagen die einzige Mannschaft der 2. Liga sein, die weniger als tausend Gegentreffer kassierte.
Zurück zum letzten Auswärtsspiel der laufenden Spielzeit: Die Schiedsrichter verteilten schon relativ früh gelbe Karten - insgesamt vier, als gerade mal drei Minuten vorbei waren. Knapp drei Minuten später war das Spiel für Nordhorns Goalgetter Georg Pöhle bereits beendet - er traf Mislav Grgic unbeabsichtigt am Kopf und sah die Rote Karte. Den Verlust des wichtigen Spielers mussten die Gastgeber erst einmal verkraften, bis dahin aber holte der TSV den 6:2-Vorsprung heraus. Dies ließ sich die HSG nicht gefallen und drehte die Partie mit einem 7:0-Lauf innerhalb von nur fünf Minuten. Doch an diesem Samstag demonstrierten die Dormagener, dass sie dazu ebenfalls in der Lage sind: Für ihre sieben Treffer in Folge benötigten sie nur unwesentlich mehr Zeit. Tolle Paraden von Martin Juzbasic und vier Tore hintereinander von Jan Reimer führten zum 9:13 in der 23. Minute. Fortan lief Nordhorn dem Rückstand hinterher, kam aber nie näher als bis auf zwei Treffer. Daran änderte auch die Rote Karte gegen Mislav Grgic nichts: Er traf Daniel Fontaine nicht regelgerecht, aber nicht am Kopf, und musste vielleicht auch wegen der ausgleichenden Gerechtigkeit das Feld verlassen.
Auch nach dem Seitenwechsel verwaltete der TSV den Vorsprung clever. Technische Fehler hatten keine Auswirkungen, da sich auch Nordhorn manchen Fauxpas leistete. Als dann auch noch Julian Possehl nach einem Foul an Alexander Senden in der 50. Minute den roten Karton sah, konnte ein weiterer Rückraumspieler der Gastgeber die Partie nur noch von außen betrachten. Danach war offenkundig, dass es zu keiner erneuten Wende kommen würde - selbst als Luca de Boer und Daniel Fontaine ihr Team bis auf 24:26 und 25:27 heranbrachten: Alexander Senden schraubte mit zwei Treffern den Vorsprung auf 25:29. Das Endergebnis 26:29 stellte Nordhorns bester Werfer Markus Stegefelt her. Danach stürmten die übrigen Dormagener Spieler, Trainer und Betreuer zur Jubelfeier das Spielfeld.
Geschäftsführer Björn Barthel war nach dem Erfolg natürlich erleichtert und fasste das Lob an Spieler und Trainer so zusammen: „Es war der starke Zusammenhalt, positive Energie, ihr habt nie den Glauben an euch verloren und die Ruhe bewahrt.“ Der Nachfolger von Peer Pütz verfolgte die Partie aus gewisser Entfernung und schickte ein dickes Kompliment Richtung TSV: „Ich gratuliere der Mannschaft und dem gesamten Trainerteam zu den beeindruckenden Leistungen in der Rückrunde und zum verdienten Klassenerhalt. Ich wünsche dem TSV Bayer Dormagen einen gelungenen Abschluss der Runde beim letzten Heimspiel und freue mich sehr auf die kommende Saison in der 2. Bundesliga“, erklärte der künftige Trainer Matthias Flohr, der aktuell noch als Co-Trainer bei HBW Balingen/Weilstetten in der 1. Liga tätig ist.
Bild: H.-J. Zaunbrecher
HSG Nordhorn-Lingen - TSV Bayer Dormagen 26:29 (14:16)
Nordhorn: Buhrmester (6 Paraden), Ravensbergen (2 P.); Weber (4), Mickal (5), Miedema, Stegefelt (7/1), Patzel, Fontaine (5), Terwolbeck, de Boer (1), Visser, Possehl (2), Pöhle, Kalafut (2).
Dormagen: Juzbasic (10 P.), Simonsen; Meuser (2), Leitz, Senden (6), Biernacki (1), I. Hüter (3), Reimer (8/2), Grgic, Zurga, P. Hüter (2), Johannmeyer, Seesing (4), Mast (3), Schmidt.
Schiedsrichter: Schmidt / Linker.
Zuschauer: 1812.
Zeitstrafen: 12:10 Minuten.
Siebenmeter: 1/2:2/2 (Juzbasic hält gegen Stegefelt).
Spielfilm: 2:6 (10.), 9:6 (15.), 9:13 (23.), 13:15 (28.), 13:16, 14:16 - 15:19 (37.), 16:21 (41.), 18:21 (44.), 19:24 (48.), 24:26 (54.), 25:29, 26:29.