Wiesel erkämpfen ein Remis im Mittelrheinderby
... Das erste und hoffentlich letzte Mittelrhein-Derby zwischen dem TSV Bayer Dormagen und dem VfL Gummersbach ohne Zuschauer endete mit einem unter dem Strich gerechten Unentschieden. Der sechste Treffer von TSV-Kreisläufer Patrick Hüter im sechsten Versuch sorgte zehn Sekunden vor dem Abpfiff für die 24:24-Punkteteilung. Zur Pause führten die Gäste mit 13:12. Der TSV geht mit 17:9-Punkten als Tabellenvierter der 2. Handball-Bundesliga in die WM-Pause, Gummersbach liegt nach Minuspunkten weiterhin an der Spitze der 2. Handball-Bundesliga (23:3). Nach bereits 15 ausgetragenen Spielen ist aber der Handball Sport Verein Hamburg Tabellenführer (26:4).
Der TSV setzte in der Anfangsphase die Akzente und lag schnell mit 3:0 in Führung. Der Vorsprung hätte noch deutlicher ausfallen können, doch Gummersbachs Schlussmann Matthias Puhle zog die Bälle magisch an und entschärfte in der 10. Minute bereits den zweiten Siebenmeter. Das spornte wiederum Martin Juzbasic an, der unmittelbar danach den Strafwurf von Lukas Blohme abwehrte. Beide Mannschaften spielten auf Augenhöhe, wobei bis zur 17. Minute regelmäßig der TSV vorlegte - das Tor zum 8:7 erzielte der immer wieder platziert werfende Andre Meuser. Dies sollte allerdings die letzte Dormagener Führung sein. Der zu häufig frei stehende Kreisläufer Ellidi Vidarsson glich aus und der nur für die Würfe von der Siebenmeterlinie von der Bank kommende Raul Santos traf zum 9:8 für den VfL. Dass die Gäste keine Zwei-Tore-Führung mit in die Pause nehmen konnten, war der Gemeinschaftsleistung von Andre Meuser und Toni Juric zu verdanken: Meuser reagierte geschickt, der angespielte Juric drehte sich blitzschnell und ließ Puhle unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff keine Chance.
Nach dem Seitenwechsel profitierte der TSV nur bedingt von der relativ hohen Fehlerquote der Gummersbacher. Gute Möglichkeiten wurden ausgelassen - und die Glücksmomente schienen ungerecht verteilt zu sein. Was TSV-Coach Dusko Bilanovic zur lautstarken Aussage Richtung VfL veranlasste: „Ihr habt so ein Glück. Das darf doch nicht wahr sein.“ So sah es danach aus, als würde der Aufstiegsfavorit den zehnten Sieg in Folge feiern können, als Tin Kontrec eher zufällig noch an den Ball kam und das 20:17 nach einer Dreiviertelstunde markierte. Der nächste Treffer aber war der spektakulärste der Partie und läutete das finale Aufbäumen der Gastgeber ein: Joshua Reuland nahm den bestens getimten Pass von Martin Juzbasic auf und drehte den Ball so gekonnt an Puhle vorbei ins Netz, dass der beeindruckte Torwart zu den ersten Gratulanten gehörte.
Auf das 18:20 folgte das 19:20 durch den angeschlagenen Alex Senden, der 60 Minuten auf die Zähne biss. Und dann klappte es im vierten Versuch endlich auch mit dem Strafwurf: Benni Richter erzielte das 20:21 in der 51. Minute. Doch der VfL verteidigte seinen Vorsprung und konnte sich darüber freuen, dass ein unkorrekt provoziertes Stürmerfoul von Tobias Schröter zum Wechsel des Angriffsrechtes führte. Prompt traf Vidarsson zum 21:23, als noch fünf Minuten zu spielen waren. Der TSV steckte auch diesen Rückschlag weg und kam durch Josh Reuland und Patrick Hüter zum 23:23. Doch bis zum Jubel über einen Punkterfolg sollte es dauern: Erst wehrte Juzbasic den Siebenmeter von Santos ab, dann machte der zuvor sehr häufig unsauber abschließende Alexander Hermann die erneute VfL-Führung.
Bilanovic griff 29 Sekunden vor dem Schlusspfiff zur Grünen Karte und brachte nach der einminütigen Besprechungspause den siebten Feldspieler in Form des zweiten Kreisläufers. Die Rechnung ging auf: Der überragende Patrick Hüter traf eiskalt zum 24:24. In den ausstehenden neun Sekunden konnte der VfL das erste Remis der Saison nicht mehr verhindern. Was Trainer Gudjon Valur Sigurdsson nicht erfreute: „Wir hatten heute Probleme im Rückraum. Unser Spiel lief nicht so, wie wir uns das vorgestellt hatten.“ Dusko Bilanovic hingegen war angetan von seinen Jungs: „Das war ein sehr guter Abschluss des Jahres. Eine Niederlage wäre sicher ungerecht gewesen. Wir waren in den letzten fünf Minuten deutlich präsenter.“
Auf die Handballer wartet nun eine Regenerationspause bis Mitte Januar - nicht aber für die Nationalspieler: Ian und Patrick Hüter werden für die USA in Ägypten auflaufen. Ob Kreisläufer Antonio Juric für Österreich bei der Weltmeisterschaft dabei ist, entscheidet sich nach den EM-Qualifikationsspielen gegen Deutschland in der nächsten Woche. Rechtsaußen Jakub Sterba gehört nach dem aktuellen Stand nicht zum Kader Tschechiens. „Wir hoffen, dass unsere Nationalspieler gesund aus Ägypten zurückkommen“, wünscht Bilanovic einen guten Verlauf der Titelkämpfe. In der 2. Handball-Bundesliga geht es im neuen Jahr weiter mit dem Auswärtsspiel bei der DJK Rimpar Wölfe in Würzburg am Sonntag, 7. Februar.
TSV Bayer Dormagen - VfL Gummersbach 24:24 (12:13)
Dormagen: Juzbasic (11 Paraden), Baranasic (n.e.); Reuland (2), Seesing, Senden (5), Meuser (6), Juric (1), Richter (2/1), Rehfus (n.e.), I. Hüter (1), Reimer (n.e.), Noll, P. Hüter (6), Johannmeyer (n.e.), Sterba (1).
Gummersbach: Puhle (14 Paraden), Valerio (n.e.); Schröter (3), Fanger, Vidarsson (6), Blohme (2), Kontrec (2), Häseler (n.e.), Hermann (3), Schneider (3), Meinhardt (2), Santos (3/3), Kiesler, Haller (n.e.), Stüber (n.e.), Bozovic (n.e.).
Schiedsrichter: Bona / Frank.
Zuschauer: -
Zeitstrafen: 8:14 Minuten.
Siebenmeter: 1/4:3/5 (Puhle hält zweimal gegen Reuland und gegen Richter - Blohme und Santos scheitern an Juzbasic).
Spielfilm: 3:0, 3:1 (4.), 4:4, 5:4, 8:7 (17.), 8:9 (19.), 11:13 (28.), 12:13 - 14:16 (37.), 16:17 (42.), 16:19 (44.), 19:20, 20:21, 21:23 (55.), 23:23, 23:24, 24:24.
Foto: H.-J. Zaunbrecher